MALDOLESCENZA

Originaltitel:
Maldolescenza
Genre:
Drama
Freigabe:
Juristisch geprüft
Veröffentlichung:
20.07.2004
Produktion:
I 1977
Studio:
X-Rated
Ländercode:
2
Laufzeit:

90:59 min. uncut

Darsteller:
Martin Loeb, Eva Jonesco, Lara Wendel
Musik: 
Giuseppe Caruso, Jürgen Drews
Produzent:
Franco Cancellieri
Drehbuch:
Pier Giuseppe Murgia
Regie:
Pier Giuseppe Murgia
Links zum Film:
IMDB, OFDB




INHALT:

Wer kennt sie nicht, die erste Liebe? Aber was ist, wenn aus Liebe Hass und aus Spiel ernst wird? Der Film „Maladolescenza – Spielen wir Liebe“ ist nicht nur wegen seiner Thematik und Problematik einzigartig, sondern schildert in kunstvoll psychologischer Art und Weise eine Geschichte, die wahr sein oder auch jederzeit passieren könnte. Die Handlung ist einfach: „Der junge Fabrizio und die 12jährige Laura treffen sich in den Sommerferien täglich im Wald. In den vergangenen Jahren war das ebenso, doch dieses Jahr ist irgendwie alles anders. Fabrizio benimmt sich anders, so erwachsen und abweisend. Die junge Laura verwirrt das, trotzdem verliebt sie sich ihn. Fabrizio macht sich einen Spaß daraus, ihre Liebe auszunutzen. Er quält sie, spielt ihr Streiche und erniedrigt sie. Ihre Liebe zu ihm lässt sie das mitmachen. Trotz seiner Abneigung ihr gegenüber nähert er sich ihr sexuelle. Nach einem zweiten, sexuellen Annäherungsversuch, der eigentlich einem Gewaltakt ähnelt, lässt er von ihr ab. Da tritt Sylvia in sein Leben. Das kleine arrogante Luder verdreht Fabrizio dermaßen den Kopf, dass sie ihn vollständig auf ihre Seite ziehen kann. Sylvia ist ein schlechter Mensch: sie quält gerne Tiere, ist gefühllos, arrogant und auf ihre Schönheit eingebildet. Beide machen sich den Spaß, Laura zu quälen. Ihre Hörigkeit zu Fabrizio lässt es mit ihr geschehen, so dass sie körperlichen und psychischen Qualen der beiden ausgesetzt wird. Als die drei allerdings in einer Sturmnacht in einer einsamen Ruine in Gefahr geraten, zeigt Sylvia ihre egoistisch schwache Seite. Fabrizio ist zum ersten mal von ihr genervt und es kommt zu einem dramatisch mörderischem Höhepunkt.“
Kinder können grausam sein. Erwachsene sind es aber auch, nur verlogener. Der Film schildert in gekonnter Weise, wie sich Menschen aus Liebe, Hass oder Eifersucht verhalten oder miteinander umgehen können. Der Film „Maladolescenza“ ist eigentlich ein Liebesfilm, der sich nach und nach in ein Drama verwandelt und im letzten Drittel ein reiner Psycho-Thriller wird. Dass die vorhandenen Nacktszene im Film diese Elemente in den Köpfen vieler Leute und auch Filmkritikern zurückdrängen lässt und ihn damit als billigen Erotikschund abstempeln, ist tragisch und schade. Man sollte darauf hinweisen, dass dies auch sicher nicht der Grund dafür war, weswegen „Maladolescenza“ vor knapp 30 Jahren aus dem Verkehr gezogen wurde. Die „erotische“ Komponente des Films ist nämlich gar nicht vordergründig. Was den Film so strittig gemacht hat, ist vielmehr der Umstand, dass drei Teenager aus einem harmlosen und naiven Spiel heraus ein Spirale der Gewalt antreiben, die schließlich in einer völligen Eskalation endet: Verliebtheit, Romanze, Eifersucht, Neid, Intrige, Niederträchtigkeit, Hass, Mord. Dadurch wurde der spießbürgerliche Mythos von der „kindlichen Unschuld“ gänzlich in Frage gestellt. Das war wohl der eigentliche Grund für die Indizierung und nicht anderes! So ein Tabubruch mag zwar bürgerlichen Moralisten ein Dorn im Auge sein, strafbar ist so etwas jedenfalls nicht. Im Gegenteil, es ist aufzeigend, lehrreich und einfach nur psychologisch wertvoll.
Hier mal eine Meinung aus dem Lexikon des erotischen Films: „Der zwölfjährige Fabrizio gammelt durch die Wälder eines Ferienortes und paart sich im Wald und auf der Heide mit der gleichaltrigen Laura, bis die blonde Eva in ihre Puppy Love-Beziehung eindringt und die beiden dazu verführt, recht seltsamen, aber eindeutigen Sexspielchen zu frönen. Zitat Karl Correns aus Filmecho/Filmwoche: Was dem Autor und Regisseur in seinem Erstlingsfilm vorgeschwebt hat, ist eine Fabel von Grausamkeit und Eros von Kindern, die die Schwelle der Pubertät überschreiten. Was herauskam ist ein Elaborat von Geschmacklosigkeiten und Langeweile. Voyeure werden eventuell über die „Superdiva in Windeln“ begeistert sein, ein Großteil Kinobesucher war es nicht. Ein Film für Päderasten.“. Solch ein Text ist nicht nur eine Frechheit, sondern zeugt von großer, journalistischer Inkompetenz. Wer diesen Film nicht versteht und mit den Personen mitfühlt, hat keine Gefühle.
Man sollte bei der ganzen Debatte um den sehr sensiblen Bereich „jugendliche Sexualität und die Legitimität ihrer künstlerischen Darstellung" nicht vergessen, dass dieser in der Kritik angesprochene Punkt des „Faibles für Jugenderos“ nicht vordergründig bei „Maladolescenza“ ist. Regisseur Pier Giuseppe Murgia ging es um einen wesentlichen tiefgreifenderen Aspekt, der im spießbürgerlichen Milieu und bei konservativen Kritikern für wesentlich mehr Furore gesorgt hatte, als die erotischen Szenen. Was den Film so schockierend und verstörend macht, ist der eigentliche Handlungsstrang:
Eine idyllische Kinderwelt wird zuerst durch Liebelei und Romanze aufgebaut, gerät plötzlich durch Eifersucht und Intrige ins Wanken, wird schließlich von Niederträchtigkeit und Gemeinheit dominiert und stürzt dann durch Haß und Mord in sich zusammen.
Die erotische Komponente wirkt dabei eher nur als "Katalysator", der die ungeheuerliche Spirale von Gewalt noch weiter antreibt. Der anfängliche Traum wird immer mehr zum Trauma. Das Ende ist eine einzige Tragödie, die einem unter die Haut geht. Hier liegt auch der Bruch des eigentlichen Tabus: Kinder sind keine lieben und unschuldigen Wesen mehr, sondern kleine Teufel, die vor nichts - aber auch gar nichts zurückschrecken. Murgia zerstörte damit die idyllische Kindheits-Vorstellung von naiver Unschuld und verspielter Sorglosigkeit. Kindheit kann auch etwas sehr grausames sein.
Es ist schon fast genial, wie Regisseur Pier Giuseppe Murgia die drei Charaktere des Films einführt, ausbaut und miteinander arbeiten lässt. Besonders die weiblichen Charaktere sind grandios. Die hier fast erwachsenen Mädchen benehmen sich wie erwachsene Frauen, nur unverblümt ehrlicher und etwas „kindlicher“. Frauen sind nun mal, evolutionär bedingt, Fortpflanzungsmaschinen, die von der Natur her gezwungen werden, sich zu brunften, zu präsentieren, anzubieten und natürlich Rivalinnen auszuschalten. Um es auf den Punkt zu bringen: der Film schildert in perfekter Art und Weise eine Liebestragödie, wie sie tagtäglich auf der ganzen Welt passiert, nämlich Liebe und Intrige, Verlogenheit, gebrochene Herzen und seelische Grausamkeiten. „Maladolescenza“ ist ein Spiegelbild des „erwachsen seins“. Kinder zeigen uns, wie wir wirklich sind. Ignoranten wollen dass nicht wahrhaben. Erotik und Gewalt und der damit verbunden, Neid, Intrige und Eifersucht sind schon im frühkindlichen Alter angelegt. Dies will natürlich niemand in unserer ach so sauberen Gesellschaft wahrhaben, und das mag wohl der Grund dafür gewesen sein, weswegen der Film teilweise bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und aus dem Verkehr gezogen wurde. Man sagt, dass die Kontroverse über dieses Tabu so groß war, dass es während der Uraufführung in München 1977 zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern gekommen sein soll. Wie lang der Streifen in seiner ursprünglichen Fassung wirklich war, wusste niemand so genau, bis jetzt jedenfalls, denn die deutsche X-Rated DVD beinhaltet die Urfasssung ohne wenn und aber, mit selbst bislang ungezeigten Filmschnipseln.
Der originale Filmtitel geht auf eine deutsch-italienische Wortzusammensetzung von „malad“ und „adolescenza“ zurück, d.h. „kranke Jugend“. Die Hauptdarstellerin Eva Ionesco war bei den Dreharbeiten gerade mal 12 Jahre alt. Unerfahren war die kleine Dame allerdings nicht. Schon mit 11 hatte sie ihre erste Filmrolle und posierte Jahre zuvor als „femme fatale“ vor der Kamera ihrer Mutter Irina Ionesco, einer berühmten rumänischen Fotografin. Der Film soll angeblich in Österreich gedreht worden sein, in der Nähe einer alten Ruine inmitten einer idyllischen Waldlandschaft. Der vierte Darsteller des Films, ein Schäferhund, wurde unter dem Namen „Xylot“ in den Credits angeführt. Die wirklich außergewöhnliche Filmmusik stammt aus der Feder von Pippo Caruso, eine subtile Mischung aus mittelalterlichen Klängen, 70er-Pop-Rock-Elementen und Kinderchören. Der Film lief in seiner gekürzten FSK 18-Version genau 3 Tage in den deutschen Kinos, danach musste er aufgrund von handfesten Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern aus dem Programm genommen werden und erhielt Aufführverbot. Für Eva Ionesco und Lara Wendel wurde der kontroverse Streifen zum Sprungbrett für ihre weitere Filmkarriere. Ionesco bekam Angebote ohne Ende und wirkte in zahllosen französischen und italienischen Filmen mit, Wendel schaffte es sogar bis in „Fellini´s Intervista“. Genrefans kennen sie aber auch aus B-Horrormovies wie „Ghosthouse“ oder „Killing Birds Raptors.“ Evas Mutter Irina Ionesco verteidigte die heftigen Angriffe gegen den Auftritt ihrer Tochter in „Maladolescenza“ mit folgenden Worten: „Some moralists could find this vulgar, but Eva never will be such vulgar as Linda Blair in the foolish "Exorcist" or a small prostitute in the "Taxi driver". Das sind wahre Worte eine schlagfertigen Frau. Ihre Tochter Eva hat aber nach „Maladolescenza“ noch in mehr als 40 Filmen mitgespielt, die wenigsten davon sind allerdings bei uns überhaupt zu sehen gewesen. Drei längere Szenen hatte sie z.B. in Polanskis „Der Mieter“, der abgesehen von „Maladolescenza“ der mit Abstand bekannteste sein dürfte. Tatsächlich ist sie weltweit fast nur als kleines Mädchen bekannt, das nackt vor der Kamera posierte (bezogen auf die Fotoserien und Bildbände ihrer Mutter oder von Jaques Bourboulon).
Auf die Frage, ob eine solche Kinderstarvermaktung für die Entwicklung eines Kindes nicht auch schädlich sein könne, meinte die Mutter in einem Interview, sie selbst sei im Alter von 12 Jahren von einem Klavierlehrer verführt worden, was sie (Originalton) physisch, psychisch und intellektuell quasi geformt hätte. Das sind natürlich erstmal ziemlich provokante Aussagen.
Autor und Regisseur des Films, der sardische Schriftsteller Pier Giuseppe Murgia, der bereits im Alter von 19 Jahren den Bestseller „Il Ragazzo di Fuoco“ schrieb, äußerte sich einmal wie folgt zu dem Thema: „Die Landschaft ist hauptsächlich psychisch zu verstehen, sie ist ein Metapher der Libido. Diesen Film zu machen bedeutet für mich eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Ich knüpfe an meine ersten Bücher an, die Romane über die Pubertät waren und verboten wurden, beschlagnahmt und sogar vernichtet. Es war daher, als hätte ich eine erzwungenermaßen unterbrochene Reise wieder aufgenommen.“

 

BILD:

Format: 1,85:1 anamorph
System:  PAL
Bemerkungen:

Die anamorphe Abtastung verfügt über sehr natürliche Farben und guten Kontrast. Die Schärfe befindet sich auf gutem Niveau. Bei diversen Schwenks kommt es aber zu leichten Bewegungsunschärfen. Rauschen ist so gut wie nicht vorhanden. Defekte in Form von kleineren Dropouts findet man hingegen ziemlich häufig, gröbere, vor allem störende Schnitzer tauchen nur äußerst selten auf. Die Kompression arbeitet unauffällig im Hintergrund.

Bewertung: 80 %

 

TON:
Sprachen:

DD 2.0 deutsch, italienisch

Bemerkungen: Die Verständlichkeit ist sehr gut. Rauschen oder andere Störgeräusche bekommt man so gut wie gar nicht zu hören. Auch die Musik erklingt ohne Verzerrungen.

Anmerkung: Einige kurze Szenen sind im englischen Original mit deutschen Untertiteln. Diese wurden offensichtlich vorab geschnitten und auch nie synchronisiert.
Bewertung: 70 %

 

AUSSTATTUNG:
Kapitel: 12
Untertitel: deutsch, englisch
Extras: - Trailer (01:49 min.)
- Bonusszene (00:06 min.)
- Deutscher Kinoanfang (00:57 min.)
- Deutsches Kinoende (00:46 min.)
- Werbeaushang (16 Bilder)
- Schlagzeilen und Artwork (25 Bilder)
Bemerkungen: Am interessantesten ist sicherlich der Menüpunkt "Schlagzeilen und Artwork" durch den man einen kleinen Einblick bekommt welchen Skandal dieser Film in den Siebzigern auslöste. Weiters findet man noch Kinoaushangfotos, den Kinoanfang und das -ende, eine sehr kurze Bonusszene und den Kinotrailer zum Film.
Bewertung: 40 %


GESAMT:
Bemerkungen:

Der Skandalfilm aus den späten Siebzigern wird nun endlich legal, geprüft und komplett ungeschnitten von X-Rated in guter Bild- und Tonqualität sowie einigen ganz interessanten Extras veröffentlicht.

Bewertung: 75 %

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Dieses Review wurde verfaßt von: Absoluthum (hum@absoluthum.com)


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